• Willkommen
  • Psychotherapie
  • Behandlungsspektrum
  • Gruppentherapie
  • Ablauf & Kosten
  • Anfahrt und Kontakt
  • Evaluation

Episode 7: Verlass mich nicht

- Geschichten von der Angst Teil 3 -


Njam. Schleck. Sooooo lecker.
Genüßlich kaue ich auf meinem Leckerli herum, bis es weich genug ist, um kleine Fetzen abzureißen und herunterzuschlucken. Das Leben ist schön!
Kauend und schmatzend höre ich, wie Frauchen meinen Namen ruft und irgendwas mit "kommen". Kurz überlege ich, ob ich ein braves Hündchen bin und springe, wenn Frauchen ruft... Mmmh... Nee, lass mal. „Bin beschäftigt.", denke ich und probiere aus, ob das Leckerli schon klein genug ist, um es in einem Stück herunterzuschlucken. Kotzend und hustend stelle ich fest, das ich dem nicht so ist. Na gut, dann halt weiter darauf herumkauen.

 

*Klack* Ich höre, wie die Eingangstür sich schließt und vor Schreck fällt mir das Leckerli aus dem offen stehenden Maul. Frauchen ist doch nicht etwa??

Nein! Schnell springe ich auf und renne zur Eingangstür. Sie ist zu. Kein Frauchen zu sehen. Ich flitze los und überprüfe die restlichen Räume. Kein Frauchen. Entsetzt muss ich feststellen, dass Frauchen mich anscheinend sang- und klanglos sitzen gelassen hat. Mich! Wie kann sie nur? Und ich dachte sie liebt mich! Gerade jetzt, wo ich doch nur so knapp überlebt habe! Hat sie unser Abenteuer mit dem gefährlichen Monster etwa schon wieder vergessen? Ich laufe zurück zur Eingangstür und setze mich davor. Wo ist sie bloß hingegangen? Ohne mich? Kommt sie wieder? Ich rutsche noch etwas näher an die Tür heran und lausche gespannt. Nichts. Angestrengt fixiere ich die Tür und versuche sie dadurch zum Aufgehen zu bringen. Nichts geschieht. Ich hasse Türen. Besonders geschlossene. Enttäuscht rolle ich mich auf dem Fußabstreifer zusammen und seufze tief, während ich die blöde geschlossene Tür keine Sekunde aus den Augen lasse.

 

Wo ist Frauchen? Was tut sie? Was macht sie? Füttert sie gerade einen fremden Hund? Bei diesem Gedanken steigt Entsetzen in mir auf. Bei allen Leckerlies! Vielleicht kommt sie gar nicht mehr wieder, weil der andere Hund sofort springt wenn sie ruft? Ach wäre ich doch ein braver Hund gewesen. Oder vielleicht passiert ihr gerade etwas schreckliches! Da draußen ist es doch so gefährlich... Es ist alles meine Schuld! Wie kann sie mir das bloß antun? Sowas tut man doch nicht seinem geliebten Plüschbär an! War alles bloß eine Lüge?


"Na warte Frauchen!" , denke ich mit zusammengekniffenen Augen. Komm du mir bloß nach Hause. So lasse ich mich nicht behandeln! Ein kleines Winseln entlockt sich meiner Kehle. Oh bitte Frauchen, komm wieder zu mir zurück! ... Aber wenn du wieder da bist, dann kannst du aber was erleben!

 

Fokussiert, böse und traurig zugleich, starre ich die weiterhin geschlossene Tür an. Wie lange dauert das denn noch??
Eine Ewigkeit später höre ich endlich Schritte auf der Treppe und ich muss mich ordentlich zusammenreißen, um nicht wie ein Wilder mit dem Schwanz zu wedeln. Ärgerlich drehe ich mich zu meinem verräterischen Anhängsel um und knurre: „Stillhalten, Abmarsch nach unten. Position armseliges Würstchen! Wir haben hier ein Statement abzugeben!" Der zappelnde Verräter gehorcht gerade noch rechtzeitig. Ich kann mich gerade noch in Pose werfen, als sich schon die Tür langsam öffnet. Schwanz zwischen die Beine, Kopf nach unten, Augenbrauen hoch, Ohren nach hinten!

 

Meine Bemühungen verfehlen ihr Ziel nicht. Frauchen tritt durch die Tür und wird von ihrem schlechten Gewissen sofort überwältigt. "Oh, mein armes Bärchen, hast du mich vermisst?" Sie breitet die Arme aus. "Komm zu Mama!" Das hättest du wohl gerne! So leicht kommst du mir nicht davon, denke ich und ignoriere - mit leidendem Blick - die Aufforderung. Seufzend beugt sich Frauchen zu mir herunter und streckt die Hand nach mir aus, um mich zu streicheln. Schnell drehe ich meinen Kopf weg und grummel sie an, um zu verdeutlichen wie verdammt wütend ich auf sie bin. Da musst du dich schon mehr ins Zeug legen, knurre ich beleidigt. Frauchen seufzt erneut und richtet sich wieder auf. "Ach komm schon, ich war 10 Minuten weg und jetzt bin ich wieder da, kein Grund beleidigtes Würstchen zu spielen."

 

Bitte was? Ich starre entsetzt Frauchen hinterher, wie sie ohne zu zögern den Flur verlässt und mich einfach sitzen lässt. Schon wieder. Kurz darauf wird mir klar, dass sie das beleidigte Würstchen so gar nicht mehr sehen kann und ich beeile mich ihr - natürlich langsam, leidend, mit hängendem Schwanz und hängenden Ohren - hinterherzutrotten, bis ich wieder in ihrem Sichtfeld bin. Dort werfe ich mich erneut in Pose und starre sie vorwurfsvoll an. Irgendwann muss sie doch merken, was sie für eine furchtbare Hundemama ist. Frauchen erwidert meinen Blick mit gerunzelter Stirn ohne etwas zu sagen. Ist seufzen ein Ausdruck schlimmer Schuldgefühle? Jedenfalls seufzt sie schon wieder, steht auf und holt ein Leckerli aus der Schublade. Sie hält es mir entgegen und fragt: "Leckerli?"

Verdammt. Frauchen weiß einfach, welche Knöpfe sie bei mir drücken muss. Ohne dass ich es verhindern kann, wandert mein Schwanz wieder in die aufrechte Position und meine Pfoten tragen mich dem Leckerli entgegen. Wenigstens schaffe ich es gerade noch so, dabei nicht allzu begeistert auszusehen. Frauchen nutzt die Ablenkung, während ich mit Schlucken beschäftigt bin, schamlos aus und krault mich hinterm Ohr. Blödes Frauchen, knurre ich. "Ach komm schon!", ruft Frauchen, steht wieder auf und schickt sich an, erneut den Raum zu verlassen. Panik steigt in mir auf. Will sie mich etwa schon wieder verlassen? Nicht mit mir! Ich beeile mich und hefte mich an ihre Fersen. Ich folge ihr, bis sie in einem kleinen engen Raum stehen bleibt, sich zu mir umdreht und die Hände in die Hüften stemmt. "Dein Ernst?", fragt sie, inzwischen deutlich genervt. Mein Ernst. Ich setze mich. Du verlässt mich heute nicht mehr! Mit dem Fuß versucht sie mich durch den Türrahmen zu schieben, aber ich weiche dem Fuß geschickt aus und setze mich direkt vor sie wieder auf den Boden. Frauchen seufzt - schon wieder - diesmal resigniert und schließt die Tür. "Na dann guckst du mir halt beim pinkeln zu." Leicht irritiert sehe ich Frauchen beim Pinkeln zu und frage mich, warum die Menschen das nicht auch draußen erledigen, wie anständige Hunde. Versteh einer die Zweibeiner.

 

- Fortsetzung folgt -


Trennungsängste begleiten uns von Beginn des Lebens an. Für Säuglinge und Kinder sind die Eltern der Nabel der Welt. Sie ernähren und beschützen sie und geben ihnen Liebe und Geborgenheit. Das Wichtigste im Leben zu verlieren ist da eine verständliche Angst. Trennungs- und Verlustängste bedeuten nämlich auch immer, dass uns eine Person unheimlich wichtig ist.

 

Wenn ausreichend Sicherheit in der Bindung besteht, ist auch die Trennung mit der Zeit kein Problem. Pathologische Trennungsängste können entstehen, wenn zum Beispiel die Eltern in Trennungssituationen selbst ängstlich reagieren, ein Elternteil krank wird, jemand im Bekanntenkreis stirbt, die Eltern sich trennen oder keine sichere Bindung besteht. Hier fehlt das Sicherheitsgefühl in der Beziehung. Oft fühlen sich die Kinder in der Verantwortung für ihre Eltern und versuchen sie zu beschützen, weswegen sie diese nicht alleine lassen können. Interessanterweise ist die eigentliche Ursache von "Schulangst", also Schulverweigerung, sehr häufig eine Trennungsangst (auch bei deutlich älteren Kindern und Jugendlichen).

 

Spätestens ab dem Jugendalter kommen dann auch Ängste vor dem Verlust von FreundInnen oder PartnerInnen dazu. Hier spricht man dann eher von Verlust- als von Trennungsangst, auch wenn es im Grunde dasselbe bedeutet: Wir haben Angst davor, die Menschen die uns am wichtigsten sind wieder zu verlieren. Manchmal haben wir auch einfach Angst davor, alleine zu sein und hängen somit auch an Personen, die uns unter anderen Bedingungen nicht so wichtig wären. Ursache dessen können zum Beispiel vorangegangene Verluste sein, der erste Liebeskummer, eine schlechte Beziehung zu den Eltern, Mobbingerfahrungen oder ein schlechtes Selbstbild (Wenn wir davon ausgehen nicht liebenswert zu sein, wieso sollte uns dann ein anderer Mensch lieben können?).

 

Das Paradoxe an Trennungs- und Verlustängsten ist, dass der/die Betroffenen häufig nicht nur Angst verspüren, sondern auch viel Wut und Traurigkeit damit verknüpft ist. Sie klammern sich an die Person, die sie nicht verlieren wollen, lassen ihnen keine Ruhe (manchmal nicht mal auf der Toilette), machen ihnen Vorwürfe (Stichwort Eifersucht) und streiten häufig. Dass widerum führt dazu, dass die Eltern/Freunde/Frauchen oft darauf genervt und ablehnend reagieren, was die Ängste weiter verstärkt. Ein Teufelskreis.

 

Cookies Reaktion in der Geschichte ist übrigens echt. Wenn er woanders übernachten "muss" und ich ihn wieder abhole, straft er mich mit Nichtbeachtung und grummelt mich an, wenn ich ihn streicheln will. Dabei lässt er mich allerdings nicht aus den Augen und verfolgt mich bis auf die Toilette. Auslöser dafür war mein Klinikjahr, in dem ich für 6 Monate jede Woche von Montag bis Donnerstag in eine andere Stadt zum arbeiten musste. Cookie durfte ich leider nicht mitnehmen und ich muss zugeben, dass ich bei jeder Trennung eventuell doch etwas offensichtlich gelitten habe... Diese Zeit hat tatsächlich einen bleibenden "Schaden" in unserer Beziehung hinterlassen.

 

Was bei Trennungs- und Verlustängsten hilft und wie Cookie sein Vertrauen zu seinem Frauchen wiederfindet, erfahrt ihr dann in der nächsten Episode.

Übersicht Episoden

Psychotherapie Gelder

An der Leiten 20

82290 Landsberied

 

Email: info@myriam-gelder.de

Telefon: 0151/20177640

Fax: 08141/8908822

 

Bei Neuanmeldungen bitte zunächst den Aufnahmebogen ausfüllen! Danke ;)

Impressum | Cookie-Richtlinie
Abmelden | Bearbeiten
  • Willkommen
    • Über mich
    • Lebenslauf
  • Psychotherapie
    • Informationen für Jugendliche
    • Informationen für Eltern
  • Behandlungsspektrum
    • Verhaltenstherapie
    • Tiergestützte Therapie
    • Integrative Therapie
  • Gruppentherapie
  • Ablauf & Kosten
    • Privatversicherte (oder Beihilfeversicherte)
    • Selbstzahler
    • Gesetzlich Versicherte
    • Aufnahme Neue PatientInnen
  • Anfahrt und Kontakt
  • Evaluation